Allgemeines
|
Die Augen sind sehr groß und nach vorn gerichtet, nicht seitwärts wie bei den meisten anderen Vögeln. Dadurch erhält das Eulengesicht etwas sehr Ausdrucksvolles, fast Menschenähnliches, was wohl auch die alten Griechen dazu
veranlasste, die Eule als Sinnbild der Weisheit zu betrachten. In Wirklichkeit ist jedoch das Gehirn der Eulen verhältnismäßig klein. Der Eindruck eines scheinbar mächtigen Kopfes wird nur durch die sehr reiche und lockere Befiederung hervorgerufen. Dadurch,
dass die Augen ziemlich fest mit dem Schädel verbunden, also nicht beweglich, sondern starr nach vorn gerichtet sind, ist das Blickfeld ziemlich klein. Bei der
Schleiereule
umfasst es beispielsweise nur einen Winkel von 160'. Zum Ausgleich ist jedoch der Kopf außerordentlich weit drehbar - nämlich bis 270'. Mit anderen Worten: Eine sitzende Eule kann ihren Kopf aus der Grundstellung so weit nach rechts herumdrehen, bis sie über die linke Schulter schaut. Die Iris der Augen ist bei den meisten Eulen gelb oder gelbrot, bei
Schleiereule, Waldkauz
und Habichtskauz dagegen dunkelbraun, fast schwarz. - Der Bau des Auges ist teleskopartig gestreckt, die riesige Hornhaut gibt einem nachts sehr großen
Sehloch Platz, so dass auch wenig Licht noch verhältnismäßig gut ausgenützt werden kann. Noch bei schwachem Sternenlicht können Eulen im Flug recht gewandt irgendwelchen Hindernissen ausweichen. Bei völliger Dunkelheit sehen sie allerdings auch nichts mehr.
In der Netzhaut herrschen die Stäbchen vor, die für das
Gestaltsehen (Hell-Dunkel-Unterschiede) verantwortlich sind. Aber es sind auch noch genügend Zäpfchen vorhanden, um ein Erkennen der Grundfarben zu ermöglichen. - Es scheint ein weitverbreiteter Irrtum zu sein,
dass Eulen am Tage nicht sehen könnten: Sie können sogar ausgezeichnet sehen, oft besser als wir Menschen! Und sie reagieren selbst auf hoch am Himmel fliegende Vögel, die nur noch als Punkt zu erkennen sind. Dabei macht es ihnen nichts aus, direkt in die Sonne zu schauen. Allerdings scheinen alle Eulen weitsichtig zu sein, denn in nächster Nähe können sie nichts erkennen. So sehen sie - am Boden stehend - z. B. nicht, ob etwas
Fressbares vor ihren Fängen liegt, sondern müssen dies mit den Zehen oder den Schnabelborsten ertasten.
Nicht alle Eulen sind Dämmerungs- oder Nachttiere. Vor allem die nordischen Arten wie Schnee-Eule und
Sperbereule, ebenso der Sperlingskauz jagen häufig bei hellem Tageslicht. In geringerem Maße tut dies auch der
Steinkauz. Typisch für alle Eulen ist der Schleier: ein Kranz starrer Federchen, der das Gesicht einrahmt. Bei den nachtaktiven Eulen ist er stärker ausgebildet als bei den genannten Arten, die am Tage jagen.
Die Waldohreule und der Uhu besitzen auffallende lange Federohren,
die aus Büscheln von 6 bis 8 Federn bestehen. Bei der
Zwergohreule und bei der Sumpfohreule sind die Ohrbüschel
dagegen kürzer, ja bei der Sumpfohreule oft kaum sichtbar. Die
Bedeutung der Federohren ist nicht bekannt; vielleicht dienen
sie mit zum Drohen und Abschrecken. In der Erregung bei nahender
Gefahr werden sie nämlich durch gleichzeitiges Zusammenziehen
des Gesichts- und Stirngefieders steil aufgerichtet: Es entsteht das sogenannte "Bock-Gesicht". Die Federohren erinnern dann an die Ohren oder Hörner von Säugetieren, obwohl sie damit natürlich absolut nichts zu tun haben. Immerhin ist es vorgekommen,
dass Jäger in der Dämmerung einen auf einer Waldwiese stehenden Uhu wegen seiner Ohrbüschel zunächst für einen kleinen Hund gehalten haben! Die eigentlichen Ohren der Eulen sind Öffnungen, die etwa in gleicher Höhe mit den Augen beiderseits hinter dem Gesichtsschleier verborgen liegen, bei manchen Arten in großen aufklappbaren, nackten Hautfalten. Das Gehör ist bei keiner Vogelgruppe in solcher Verfeinerung entwickelt wie bei den nächtlich jagenden Eulen. Sie sind offenbar in der Lage, ein Beutetier allein durch das Gehör genau zu lokalisieren und den Stoß ohne Hilfe des Auges auszuführen. Dabei spielt auch der Gesichtsschleier eine große Rolle. Er kann sogar willkürlich aufgerichtet werden, um auch die von hinten kommenden Schallwellen aufzufangen.
Alle Eulen besitzen ein sehr weiches Gefieder, das als Anpassung an das Nachtleben und an den leisen Flug betrachtet werden kann. Besonders bedeutungsvoll in dieser Hinsicht ist die Zähnelung an der Außenfahne der Schwungfedern, denn sie ermöglicht den lautlosen Flug. Er hat bei der Jagd zwei Vorteile: Zum einen kann die Eule selbst besser auf Geräusche achten, zum anderen werden die
Beuteltiere nicht vorzeitig durch Fluggeräusche gewarnt. Bei der
Schleiereule ist die Zähnelung auf die äußerste Schwungfeder beschränkt, während sie bei den anderen Eulen auch auf die 2. oder sogar 3. Außenfahne übergreift. Die Schwungfedern der tagaktiven Arten -
Sperlingskauz und
Sperbereule - sind jedoch nur schwach gezähnelt, so
dass bei ihnen deutliche Fluggeräusche zu hören sind. - In ihrer Färbung und in ihrer oft sehr eigenartigen, kontrastreichen Zeichnung sind Eulenfedern ganz besonders schön - sowohl die großen Schwungfedern als auch die feinstrahligen Flaumfedern. Durch das Nebeneinander von
hellen und dunklen Tönen besitzt das Gefieder allgemein eine gute Schutzfärbung für die Tagesruhe. Meist sind die Läufe und Zehen bis zu den Krallen befiedert, bei manchen Arten sehr dicht. Die 4. Zehe des Eulenfußes ist eine Wendezehe, d. h., sie kann willkürlich nach vorn oder nach hinten gewendet werden. Einen Ast, auf dem sie sitzt, umklammert eine Eule meist in der Weise,
dass 2 Zehen - die 2. und die 3. - nach vorn und 2 Zehen - die 1. und die 4. - nach hinten zeigen.
|
Der
Größenvergleich
Von links nach
rechts:
Bartkauz, Habichtskauz, Rauhfußkauz, Schleiereule,
Schnee-Eule, Sperbereule,
Sperlingskauz, Steinkauz, Sumpfohreule, Uhu, Waldkauz,
Waldohreule, Zwergohreule.
|
|